Spiritualität leben
Spiritualität und Glaube heutzutage und vor allem im stetigen Alltag zu leben, ist oftmals gar nicht so einfach, wie man etwa glauben möchte. Im Allgemeinen herrscht eine sehr starke Diskrepanz zwischen unserer Spiritualität, Gott und Glaube sowie unserer scheinbar so "realen" Welt, in der sich das meiste um Beruf, Erziehung, Erfolg, Wirtschaft und Technik dreht. Dabei schließt das eine das andere gar nicht aus!
Ich habe festgestellt, dass die meisten Menschen, denen ich begegne und mit denen ich ins Gespräch komme kaum einen Sinn für diese Themen haben. Ja, sie wirken geradezu erschrocken, nimmt das Gespräch nur einen Hauch dieser Richtung an. Dieses Thema, unser Glaube und unser spirituelles Wesen scheinen hier oftmals wie Fremde in einer anderen Welt zu sein. Oftmals sehe ich ein Runzeln auf der Stirn meines Gegenüber, einen zweifelhaften Ausdruck im Gesicht, ungläubiges Schweigen. Glücklicherweise fühle ich mich nicht berufen zu missionieren, aber es berührt mich irgendwie und ich bedauere es sehr, dass die Spiritualität, die uns allen gleichermaßen innewohnt und die unser Leben so wesentlich und positiv beeinflussen kann, ja unser Leben weitgehends sogar vereinfacht, von so vielen nicht oder in so geringem Maße beachtet und gelebt wird. Dabei regt sich unsere Spiritualität und unsere Verbindung zu Gott ja ununterbrochen in uns, meist zaghaft und zart, möchte hinaus in die Welt, wartet nur darauf von uns entdeckt, entfacht und gelebt zu werden! Aber bedauernswerterweise hören viele von uns meistens nicht hin, sind zu beschäftigt mit dem Leben, dem "echten" Leben, unserem Alltag. Aber was ist unser echtes Leben? Woran erinnern wir uns, wenn wir alt sind, Greise, mit lichtem, weißem Haar und faltigen Händen, die auf ihr Leben zurück blicken und ein persönliches Resümee ziehen? Ich glaube, wir werden an die intimen, persönlichen Augenblicke denken, werden unsere Gefühle erneut widerfahren, die wir in bestimmten Situationen erlebten und an die Menschen, die an unserer Seite mit uns gewandert sind durch die Pfade des Lebens. Vielleicht werden wir dann das Wunder des Lebens entdeckt haben und erstaunt das Paradies betrachten, welches uns umgibt und einbettet.
Im Laufe meines Lebens bin ich glücklicherweise immer wieder auch Menschen begegnet, die meinen Glauben teilen, die ihre eigene Spiritualität leben und um die Wunder dieser herrlichen Welt und ihrer universellen spirituellen Gesetze wissen. Menschen, die wunderbare Erfahrungen mit Gott gemacht haben, die Wunder erfahren und ihre eigene Wahrhaftigkeit entdecken durften, die Zauber erlebt und Magie gespürt haben. Einer davon ist mein Ehemann und Partner und ich bin sehr dankbar, dass wir uns begegneten und diesen Teil von uns miteinander leben und teilen dürfen. Ich könnte mir gar nicht vorstellen ein Leben ohne Spiritualität und Gott zu leben und für mich wäre das ein sehr trauriges und leeres Dasein. Dennoch verurteile ich keinen Weg und kein Leben, denn jede Seele hat ihre Aufgabe und jeder Weg ist heilig. Ich bemerke nur, dass es wesentlich einfacher ist, sich Unterstützung von "oben" zu holen, mit Gott zusammen zu arbeiten und seinen Gefühlen, dem Sitz unserer Seele zu folgen. Es ist herrlich jemanden gegenüber zu sitzen, der dasselbe Verständnis hat, dieselbe Wellenlänge, und sich in Konversationen darüber auszutauschen. Eine meiner Freundinnen ist eine ganz wunderbare Gefährtin in dieser Hinsicht. Wenn wir zusammen sitzen erbauen wir uns an unseren Gesprächen und jedesmal habe ich das Gefühl als würden wir inmitten eines wunderbaren Lichtes sitzen. Danach bin ich jedesmal energiegeladen und unsagbar glücklich. Ich merke, dass jedesmal, wenn ich mich meiner Spiritualität hingebe, scheinbar ein Strom durch mich fließt, der mich von innen aufzufüllen scheint mit leuchtendem Licht, mit Kraft und mit unerschöpflicher Energie. Ich fühle mich dann so geborgen, sicher und ganz wunderbar. Ich glaube, das ist einfach meine Seele, die dankbar ist, entdeckt und gelebt zu sein.
Glaube woanders und hier
In meiner Kindheit wurde Glaube sehr stark gelebt, meine Familie war unerschütterlich in ihrem Glauben an Gott und an die allesumfassende Kraft. Im Generellen war es so, dass die Menschen auf dem Land viel mehr mit Gott verbunden waren. Oftmals natürlich auch mit der Kirche, wobei das für mich ein wesentlicher Unterschied ist. Gott ist meinem Verständnis nach eine allesumfassende Kraft, die tiefste Liebe und die Wahrhaftigkeit des Seins, der Schöpfer allen Lebens und das Gütigste, was ich mir nur vorstellen kann. Er ist Vergebung, Barmherzigkeit und Vollkommenheit. Er ist es, der uns seit jeher bedingungslos liebt und preist. Die Kirchen stellen leider sehr oft Bedingungen, tu dies nicht, tu das nicht. Aber Liebe kennt keine Bedingungen und ist in sich frei.
Auf meinen Reisen ist mir aufgefallen, dass andernorts, in anderen Ländern und Ecken unseres Planeten Glaube und Spiritualität sehr viel stärker und häufiger gelebt wird als hier. Für viele Menschen ist es selbstverständlich Glaube auch und sogar besonders im Alltag zu leben. Besonders beeindruckend habe ich dies in Japan erlebt. Das Land ist hoch entwickelt, technisiert und modern. In den Metropolen türmen sich gewaltige Hochhäuser, das Straßennetz ist überdimensional und die Menschen laufen geschäftigt und disziplinert durch die Straßenschluchten. Aber erstaunlich oft finden sich zwischen den modernen Häusern und Bauten unzählige kleine Tempel, die zum Beten und stillen Verweilen einladen. Die beiden größten in Japan gelebten Glaubensbekenntnisse sind der Shinto und der Buddhismus sowie zahlreiche andere Glaubensgemeinschaften. Die Menschen dort leben ihren Glauben stetig aus, ob alt oder jung, auch in den zahlreichen Ritualen, die spielerisch und mühelos in ihren Alltag eingebettet sind. Die Tempel und heiligen Stätte Japans werden von den Einheimischen regelmäßig aufgesucht, um im stillen Zwiegespräch mit der Höchsten allesumfassenden Kraft oder in versunkener Meditation ihren Glauben zu bekunden. Die Bewohner haben eine sehr beeindruckende Freundlichkeit, sie sind so überaus höflich und liebenswürdig und ihre Spiritualität entfaltet sich durch all diese gelebten Attribute und Eigenschaften. Brüderlichkeit, Mitgefühl, Nächstenliebe...
Hierzulande wirkt es immer noch ein wenig "peinlich" zu beten oder seinen Glauben aktiv auszuleben. Das überlässt man gerne den Alten, welche die Reihen in den oftmals leeren Kirchenhäusern füllen. Unsere alten Bräuche und Rituale sind aber ein wundervoller Akt gelebten Glaubens und erkennbarer Spiritualität. In nahezu jeder Stadt, in der ich auf meinen Reisen bisher war, bin ich immer in ein Gotteshaus, einen Tempel oder ein Kloster gegangen und habe ein stilles Gebet gesprochen. Es ist jedesmal so wohltuend! Ich habe dann oft ein ganz erhabenes Gefühl und ein Schauer läuft mir über meinen Rücken vor lauter Andacht und Liebe, die durch mich hindurchfließt. Und ich glaube, das liegt ganz einfach daran, weil es ein ganz bewusster Akt, ein bewusstes Gespräch mit Gott ist. Und ich besuche diese Stätten gerne, weil sie sehr oft auf Kraftplätzen liegen und meist über sehr starke Energieströmungen verfügen, die uns positiv beeinflussen können. Und dabei ist es völlig unwichtig, welcher Glaubensgemeinschaft du angehörst, ob du zu einer Messe gehst oder nicht, ich denke, einfach das stille Innehalten und die bewusste Aufmerksamkeit öffnen unser Herz und lassen das göttliche Licht in uns hineinstrahlen, helfen uns kraftvoll zu sein und stärken unsere Spiritualität und unsere Liebe zu uns selbst und zum Leben. Ich kann gar nicht betonen wie wohltuend es ist, dieses Innehalten, die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken, dieses "Auftanken". Egal, wo du dich gerade befindest. Ob in einem Gotteshaus, in deinem Garten unter einem Baum oder sitzend im Büro in deiner Arbeit.
Vor meinem Schreibtisch ist ein kleiner Balkon und häufig setzen sich kleine Vögelchen, Meisen oder Spatzen auf das Geländer und die wuchernden Äste, die die Seitenstreben fest umschlungen halten. Wenn sich so ein kleines Tier niederlässt, mit seinen dürren Beinchen und kaum größer als meine Finger und mit seinem zauberhaften Gesang vor meinem Fenster eine Melodie zwitschert, hebe ich den Kopf aus meiner Versunkenheit und Konzentration und bin jedes Mal ergriffen, wie schön das ist. Es sind nur einige wenige Sekunden, aber auch das kann auch ein Moment sein, in dem ich innehalten und in mich gehen kann und Kontakt aufnehme zu meinem innner Ich.
Geschäftsleute leben Spiritualität
Auf einer Reise in Südafrika waren wir an einem Abend zu Gast in einem sehr bekannten und beliebten asiatischen Restaurant. Es war wirklich schwierig einen Tisch zu ergattern, aber durch die Beziehungen unserer Freunde zu den Betreibern des Lokals konnten wir einen wundervollen und sehr köstlichen Abend dort verbringen. Und dieses Restaurant hat wahrlich eine beeindruckende Besonderheit.
Ziemlich weit vorne, in der Nähe des Eingangs befindet sich ein Tisch für zwei Personen. Auf diesem liegen zwei komplette Gedecke und üppigste, leckere Gerichte locken mit herrlichsten Dürften.
Besteck, feinste weiße Servietten, einfach alles vorhanden. Die Gläser sind gefüllt mit dem besten Wein des Hauses und ein jeder, der daran vorbei geht, möchte sich am liebsten an diese allzu
köstlich und einladend gedeckte Tafel setzen und sich diesem himmlischen Mahl hingeben. Denn die Stühle sind unbesetzt - und blieben es auch den ganzen Abend! Was es denn damit auf sich hat, fragten
wir. Unsere Freunde klärten uns auf: In dem Haus, in dem das Restaurant sich befindet, haben bereits unzählige Restaurantbesitzer versucht erfolgreich ein Restaurant zu führen und sind jedesmal aus
unerklärlichen Gründen gescheitert. Ein böser Geist und ein schlechtes Omen würden die Energien in dem Haus stören und jedes Geschäft zugrunde richten. Die Betreiber dieses Restaurants, die sehr
gläubig sind, haben sich mit dem Geist ausgesöhnt und ihn zum Zeichen des Dankes für ein friedliches Miteinander eingeladen, jeden Abend bei ihnen zu speisen. Sie reichen ihm die besten Gerichte und
die edelsten Weine am schönsten Tisch des Hauses. Und das positive Ergebnis spricht für sie. Das Restaurant ist vom ersten Tag an von großem Erfolg gekrönt und es dauert meist Wochen dort einen Platz
zu reservieren!
Ein Fluß
Ein Fluß ist voller Perlen
die allesamt auf Erden
den großen Strom erst bilden.
Und Tage sind wir Perlen
wenn uns geschenkt sie werden
das eig´ne Dasein schaffen.
So sei niemals betrübt
wenn Zeit uns übersiegt
und wir stets vorwärts treiben.
Ist doch des Lebens Ruf
durch jede Perle Lauf
den großen Strom zu finden.